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Weshalb werden Frauen immer noch schlechter bezahlt als Männer?

Frauen werden schlechter bezahlt als Männer
Auch im Jahr 2025 werden Frauen noch immer schlechter bezahlt als Männer. | Foto © Vector Juice bei adobe stock

Frauen schlechter bezahlt als Männer: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ legte der Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes im Jahr 1949 fest. Und doch dauerte es bis zum Jahr 1958, bis das Gleichberechtigungsgesetz in Kraft trat. Dieses sollte das im Grundgesetz verankerte Recht der Frauen umsetzen. Frauen durften ab diesem Zeitpunkt arbeiten, wenn es mit den „Pflichten in Ehe und Familie vereinbar“ war.

Erst im Jahr 1977 berechtigte das paritätische Ehemodell die Geschlechter gleichermaßen zur Erwerbstätigkeit. Damals lag der Bruttodurchschnittsverdienst um 31 Prozent unter dem der Männer. Die Lage verbesserte sich durch die Frauenbewegungen leicht. Dennoch betrug die Differenz zwischen den Gehältern der Männer und Frauen im Jahr 1989 noch immer 26 Prozent, im Jahr 2025 16 Prozent.

Stellst Du Dir aufgrund dieser Zahlen auch die Frage, ob das Bestreben nach Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen gescheitert ist? Weshalb werden Frauen immer noch schlechter bezahlt als Männer? Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht?

Weshalb werden Frauen immer noch schlechter bezahlt als Männer?

Gender-Pay-Gap – die Rechengröße für die Ungleichbehandlung der Frau bei der Entlohnung

Der März lässt die Welt aufhorchen, wenn wie jedes Jahr am Equal Pay Day deutlich wird, dass noch immer das Ziel der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann in Bezug auf die Lohngleichheit nicht erreicht wurde. Wann welches Land in Europa auf die Ungleichheit aufmerksam macht, richtet sich nach der Höhe des Gender-Pay-Gaps.

Gut zu wissen: Der Equal Pay Day findet an dem Tag statt, an dem die Frauen aufgrund der ungleichen Bezahlung das Gehalt erreichen, das die Männer bereits bis zum Jahresende des vergangenen Jahres verdient haben. Die Tage, die dazwischenliegen, arbeiten die Frauen theoretisch umsonst. Erst wenn der Equal Pay Day sich nach hinten verlagert und am 31.12. stattfindet, ist das Ziel der Lohngleichheit zwischen Mann und Frau erreicht. Doch davon ist Deutschland noch weit entfernt, denn hier fand der Equal Pay Day im Jahr 2025 am 7. März statt.

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Das Statistische Bundesamt beschäftigt sich jährlich mit dem Gender-Pay-Gap. Er gilt als Indikator für die Verdienstungleichheit zwischen den Geschlechtern.

Der Gender-Pay-Gap ist die Rechengröße für den Verdienstabstand pro Stunde. Dabei ist zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender-Pay-Gap zu unterscheiden.

Der Unterschied zwischen dem bereinigten und dem unbereinigten Gender-Pay-Gap

Der unbereinigte Gender-Pay-Gap ergibt sich durch die Subtraktion des durchschnittlichen Bruttoverdienstes der Frauen in Prozent von dem der Männer.

Zur Berechnung des bereinigten Gender-Pay-Gaps wird der unbereinigte Wert um den Teil des Verdienstes reduziert, der sich durch strukturelle Unterschiede zwischen Männern und Frauen ergibt. Beispiele dafür sind der Beruf, der Umfang der Beschäftigung, die Branche, das Karrierelevel sowie die Qualifikation. Dieser Wert ist jedoch nicht ganz korrekt, da nicht alle lohnrelevanten Einflussfaktoren wie Verdienstunterbrechungen berücksichtigt werden können.

Der Gender-Pay-Gap in Deutschland für 2024 in Zahlen

 

Männer durchschnittlicher Bruttoverdienst pro Stunde 26,34 €
Frauen durchschnittlicher Bruttoverdienst pro Stunde 22,24 €
Gender-Pay-Gap   4,10 €

Warum verdienen Männer mehr als Frauen

Der hohe Gender-Pay-Gap ergibt sich, weil Männer und Frauen in unterschiedlichen Berufsfeldern arbeiten. Das Lohnniveau unterscheidet sich zwischen den typischen Männer- und Frauenberufen. Ein Beispiel: Ein Handwerker verdient nach einer dreijährigen Ausbildung weitaus mehr als eine Pflegekraft, Friseurin oder Erzieherin, obgleich die Ausbildungsdauer identisch ist. Der Unterschied bei der Bezahlung ergibt sich daraus, dass Menschen, die in gefährlichen und schweren Berufen arbeiten, grundsätzlich mehr verdienen. Pro Stunde macht die Differenz der Gehälter 0,87 Euro aus (Stand 2025).

Die Lohnlücken ergeben sich zudem aus der ungleichen Aufteilung bei der Kinderbetreuung und Pflege von Angehörigen. Deshalb arbeiten Frauen häufiger als Männer in Teilzeit. Daraus ergeben sich niedrige Stundenlöhne.

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Zudem haben Frauen weniger Möglichkeiten zur Weiterbildung und werden weniger häufig befördert – insbesondere wenn sie in Teilzeit arbeiten.

Auch die Diskriminierung ist Grund für ungleiche Löhne. Besonders große Diskrepanzen bei den Löhnen von Frauen und Männern sind in der Finanzbranche zu finden. Hier beträgt der Gender-Pay-Gap 23,8 Prozent (Stand: 2025). Diesem Trend folgen die Telekommunikationssparte mit 23,4 Prozent und Unternehmen aus der Pharma- und Medizinbranche mit 20,2 Prozent.

Mit gutem Beispiel voran gehen dagegen die Branchen Personalwesen mit 5,3 Prozent, die Logistikbranche mit 5,4 Prozent und die Öffentliche Verwaltung mit 8,3 Prozent.

Wie lassen sich gleiche Löhne für gleiche Arbeit erreichen?

Die Gesetzgebung versucht mit dem am 6. Juli 2017 in Kraft getretenen Entgelttransparenzgesetz, Frauen in ihrem Kampf gegen die Ungerechtigkeit bei den Löhnen zu unterstützen. Auch die Europäische Union geht mit der Entgelttransparenz-Richtlinie gegen ungleiche Löhne vor. Diese strebt an, dass bis Juni 2026 alle EU-Staaten starke Transparenzinstrumente einführen, um Lohnlücken zu schließen.

Bisher zeigte das Entgelttransparenzgesetz laut Aussage des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) jedoch keine ausreichende Wirkung.Noch immer werden Frauen schlechter bezahlt als Männer. WSI-Experte Malte Lübker sieht den besten Weg zu fairen und transparenten Löhnen in Tarifverträgen, da diese für alle Beschäftigten unabhängig vom Geschlecht gelten.

Fazit:

Damit Frauen in der Zukunft gleichwertig zu den Männern bezahlt werden und gleiche Chancen erhalten, sich zu qualifizieren, bedarf es der Unterstützung durch die Bevölkerung, den Gewerkschaften und durch den Staat. Eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Lohnungleichheit spielen die Kommunen. Frauenbüros in Niedersachsen versuchen, im Rahmen ihrer Arbeit die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren. Um gemeinsam mehr zu erreichen, schlossen sich die Kommunen zu einer Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros zusammen. Diese Zusammenschlüsse gibt es in sämtlichen Bundesländern.

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Verfasst von Hajo Simons