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Bildungsurlaub – Definition, Vorteile & Beantragung

Beim Bildungsurlaub geht es ums Lernen und das persönliche Vorankommen. Foto: © Drazen / stock adobe

Ein Urlaub bedeutet für den Großteil der Deutschen Entspannung – auch für die grauen Zellen. Eine Ausnahme bildet der Bildungsurlaub, in dem es ums Lernen und das persönliche Vorankommen geht.

Du nutzt den Bildungsurlaub, um Dich weiterzubilden und Deine Karriere voranzutreiben. Doch wem steht die bezahlte Freistellung zu und wie lange dauert sie?

Definition und Bedeutung von Bildungsurlaub

Obwohl im Bildungsurlaub das Wort „Urlaub“ steckt, unterscheidet ihn viel vom gemütlichen Faulenzen. Er schenkt Dir ausreichend Zeit, um etwas Neues zu erlernen. Das Ziel: den privaten oder beruflichen Horizont zu erweitern.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) verrät, dass nur zwei Prozent der Bundesbürger die Bildungszeit nutzen. 77 Prozent der Deutschen interessieren sich jedoch für eine Fortbildung.

Ein möglicher Grund für diese große Diskrepanz: Arbeitnehmer wissen oft nicht, dass ihnen Bildungsurlaub zusteht. In 14 Bundesländern ist dieser Anspruch gesetzlich verankert. Fünf Tage pro Jahr stellt Dich Dein Arbeitgeber frei, damit Du Dich fortbilden kannst. Übrigens: Den Bildungsurlaub erhältst Du zusätzlich zu Deinen Urlaubstagen. Er nimmt Dir nichts von Deiner Erholungszeit.

Rechtsgrundlagen und Anspruch

Im Vergleich mit Arbeitnehmern anderer EU-Länder sind die Deutschen weniger weiterbildungsfreudig. Auf einen Bildungsurlaub verzichten viele Bundesbürger, weil sie:

  • nichts von den Angeboten wissen
  • nicht wissen, wie und wo sie ihn beantragen
  • befürchten, dass sie durch die Freistellung Probleme mit ihrem Arbeitgeber bekommen

Solche Ängste versperren Dir allerdings nützliche Bildungschancen. Daher ergibt es Sinn, sich gründlich über die bezahlte Bildungszeit zu informieren.

Wo steht Dir wie viel Bildungszeit zu?

Die Bundesländer – außer Bayern und Sachsen – haben jeweils eigene Bildungsurlaubsgesetze. Sie verraten, wem wofür wie viel bezahlte Bildungszeit zusteht:

  • Baden-Württemberg: bis zu fünf Tage im Jahr
  • Berlin: fünf Tage im Jahr oder zehn Tage innerhalb von zwei Jahren
  • Brandenburg: zehn Tage in zwei aufeinanderfolgenden Jahren
  • Bremen: zehn Tage in zwei aufeinanderfolgenden Jahren
  • Hamburg: bis zu zehn Tage innerhalb von zwei Jahren
  • Hessen: fünf Tage im Jahr
  • Mecklenburg-Vorpommern: zehn Tage in zwei aufeinanderfolgenden Jahren
  • Niedersachsen: fünf Tage jährlich
  • Nordrhein-Westfalen: fünf Tage im Jahr
  • Rheinland-Pfalz: fünf Tage im Jahr
  • Saarland: bis zu fünf Tage im Jahr
  • Sachsen-Anhalt: fünf Tage im Jahr
  • Schleswig-Holstein: fünf Tage im Jahr oder zehn Tage innerhalb von zwei Jahren
  • Thüringen: bis zu fünf Tage jährlich
Siehe auch  Candaulismus – was ist das denn?
Wichtig: Für Dich gilt die Bildungszeit des Bundeslandes, in dem Du arbeitest. Du wohnst in Bayern, arbeitest aber in Baden-Württemberg? Dann gelten für Dich die Regeln für einen Bildungsurlaub in BW.

Du erhältst fünf Tage Bildungszeit, wenn Du bereits ein Jahr im Betrieb arbeitest. In den 13 anderen aufgelisteten Bundesländern steht Dir der Bildungsurlaub nach mindestens einem halben Jahr im Unternehmen zu.

Tipp: In den meisten Bundesländern erhalten auch Auszubildende eine Bildungsfreistellung. Beamten steht sie nicht zu. Auch in kleinen Betrieben mit fünf Mitarbeitern besteht meist kein Anspruch.

Themen und Inhalte vom Bildungsurlaub

Ein Bildungsurlaub bezieht sich thematisch nicht zwingend auf Deine Arbeit. Damit Dein Arbeitgeber die Kosten bezahlt, wählst Du jedoch einen als Bildungsurlaub anerkannten Kurs. Zur Wahl stehen:

  • die berufsbezogene Weiterbildung, in der Du Dich fachlich fortbildest
  • allgemeinbildende und politische Themen, die Dich sprachlich oder in Sachen Persönlichkeitsbildung weiterbringen
  • Themen rund um Gesundheit und persönliche Entwicklung

Letztere nutzt Du, um persönlichen Interessen nachzugehen oder Stress abzubauen. Achte darauf, dass sich bundeslandabhängig unterscheidet, wofür Du Deinen Bildungsurlaub nehmen darfst.

Beantragung von Bildungsurlaub

Möchtest Du Deine Bildungszeit beantragen, wendest Du Dich an Deinen Arbeitgeber:

  • Suche Dir zunächst ein als Bildungsurlaub anerkanntes Angebot aus und fordere Infomaterial an.
  • Melde Deine Bildungszeit neun bis mindestens vier Wochen vor Beginn des Seminars bei Deinem Arbeitgeber an. Die jeweilige Frist unterscheidet sich bundeslandabhängig.
  • Warte ab, ob Dein Arbeitgeber Deinen Anspruch genehmigt. Dafür bleiben ihm abhängig vom Bundesland zwei bis vier Wochen

Bei einer ungerechtfertigten Ablehnung wendest Du Dich an Deinen Personal- oder Betriebsrat in Deinem Unternehmen. Dieser kann vermitteln.

Ein möglicher Grund, warum Arbeitgeber den Bildungsurlaub zu Recht ablehnen: Unterlagen fehlen. Achte darauf, dass Du folgende Papiere abgibst, wenn Du Deine Bildungszeit beantragst:

  • formloses Anschreiben
  • Anmeldebestätigung und Anerkennungsbescheid
  • inhaltlicher Ablaufplan des Seminars
Siehe auch  Jobs im Ausland – die besten Tipps

In einigen Bundesländern nutzt Du ein vorbereitetes Antragsformular. Meist steht dieses zum Download beim jeweiligen Bildungsministerium bereit.

Tipp: Bitte darum, dass Dir Dein Arbeitgeber die Abgabe Deines Antrags sowie das Abgabedatum schriftlich bestätigt.

Rechte und Pflichten von Arbeitnehmern und Arbeitgebern

Dir steht Bildungsurlaub zu und Du reichst Deinen Antrag fristgerecht ein? Dennoch lehnt Dein Arbeitgeber ihn ab? Dann sollte er Dir eine nachvollziehbare Begründung liefern. Sonst wendest Du Dich an den Betriebsrat.

In Deiner Bildungszeit zahlt Dein Arbeitgeber Dein Gehalt weiter. Wichtig ist, dass Du das jeweilige Seminar besuchst und eine Teilnahmebestätigung erhältst. Diese legst Du als Nachweis Deinem Arbeitgeber vor.

Vorteile vom Bildungsurlaub

Ein Bildungsurlaub erleichtert es Dir, beruflich voranzukommen. Du eignest Dir neues Wissen und Kompetenzen an. Dadurch hilfst Du Deinem Stand im Job sowie Deiner Karriere auf die Sprünge.

Seminare, die gezielt dem Stressabbau dienen, verhelfen Dir zu einer ausgeglichenen Work-Life-Balance. Die erlernten Skills ermöglichen es Dir, Stresssituationen mit einem kühlen Kopf zu begegnen. Das Risiko von Dauerstress und daraus folgenden Erkrankungen sinkt.

Besuchst Du Seminare, die Deine gesellschaftliche Verantwortung fördern, stärkst Du Deinen Gemeinschaftssinn. Du lernst, wie Du Dich zwischenmenschlich engagierst. Indirekt kann sich auch Dein Arbeitgeber Deine neuen Fähigkeiten zunutze machen.

Fazit

Fünf Tage jährlich stehen Dir für einen Bildungsurlaub zu – zumindest in 14 von 16 Bundesländern. In Bayern und Sachsen fehlt ein gesetzlicher Anspruch auf die Bildungszeit. Dennoch kann es sinnvoll sein, sie beim Arbeitgeber zu beantragen.

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Verfasst von Hajo Simons