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Was bedeutet eigentlich „Polyamorie“?

Zeichen für Polyamorie | Foto: © Hanna bei adobe stock

In der Mehrzahl der christlich geprägten Länder beschränkt sich eine Sex- und Liebesbeziehung auf zwei Menschen. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um einen Mann und eine Frau, zwei Männer oder zwei Frauen handelt. Eine bislang selten praktizierte Beziehungsform ist dagegen die Polyamorie. Hierbei handelt es sich um Mehrfachbeziehungen, bei denen die Beteiligten jeweils mit mehreren Partnern und Partnerinnen verbandelt sind.

Polyamorie – die Bedeutung der uneingeschränkten Liebe

Die meisten festen Beziehungen in Deutschland sind monogam. Das bedeutet, dass sich Mann und Frau – oder andere Konstellationen – gegenseitig die Treue halten. Obgleich es schwerfallen mag, eine exklusive Liebesbeziehung zu führen, geht diese mit mehreren Vorzügen einher, allem voran mit dem Gefühl der Sicherheit.

Zusätzlich ist die Monogamie laut einer 2016 veröffentlichten Studie aus evolutionärer Sicht vorteilhaft. Sie beugt der Verbreitung von Geschlechtskrankheiten vor. Allerdings gilt dieser Punkt nur, wenn beide Sexpartner in der Beziehung auf Seitensprünge verzichten oder dabei zumindest auf Safer Sex achten.

Das Gegenteil zur Monogamie nennt sich Polygamie, was wörtlich übersetzt „Mehrehe“ bedeutet. In einer polygamen Beziehung leben mehr als zwei Menschen in eheähnlichen Verhältnissen.

Gut zu wissen: Bei der Polygamie unterscheiden sich zwei Formen voneinander. Die Polygynie meint die „Vielweiberei“, bei der ein Mann eine Ehe mit mehreren Frauen gleichzeitig eingeht. Dagegen handelt es sich bei der Polyandrie um die „Vielmännerei“. Bei dieser Variante führt eine Frau mit mehreren Ehemännern zur selben Zeit eine Beziehung. Im Vergleich zur Polygynie ist diese Form der Mehrfachehe aber in weniger Kulturen etabliert.
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Der Unterschied zwischen Polygynandrie und Polyamorie

Neben der Polygynie und der Polyandrie existiert eine weitere Form der Vielehe, bei der mehrere Männer und Frauen miteinander verheiratet sind. Diese heißt Polygynandrie oder Gruppenehe. Ein ähnliches Konzept herrscht in einer Polyamorie-Beziehung, wobei jedoch der Eheaspekt entfällt.

Bei der Polyamorie führen mehr als zwei Personen eine romantische Liebesbeziehung miteinander. Im Gegensatz zu einer offenen Beziehung existieren in polyamourösen Partnerschaften keine Liebes-Hierarchien. Stattdessen erhalten alle Beteiligten das gleiche Maß an Liebe und Zuneigung.

Wie funktioniert eine Polyamorie-Beziehung?

Mit der Frage, ob offene Beziehungen glücklicher machen als die klassische Paarbeziehung, befasst sich mittlerweile auch die Wissenschaft. Eine eindeutige Antwort existiert bislang jedoch nicht.

Doch Umfragen belegen, dass das Interesse an offenen Beziehungen wächst. Im Zentrum dieser Beziehungsart steht ein Paar, das sich jeweils mit anderen sexuell vergnügt. Zwar wissen beide Beziehungspartner um die außerpartnerschaftlichen Liebesspiele. Jedoch kennen meist weder der Mann noch die Frau die Geschlechtspartner des jeweils anderen.

In den Grundzügen weisen offene Beziehungen und die Polyamorie Gemeinsamkeiten auf. Bei beiden Beziehungsarten ist der Sex mit mehreren Partnern erlaubt. Im Gegensatz zu offenen Partnerschaften gibt es bei der Polyamorie jedoch keine Heimlichkeiten.

Herrscht in einer Beziehung Polyamorie, wissen alle Beteiligten voneinander, da sie gemeinsam die Partnerschaft führen. Individuell unterscheidet sich aber, ob:

  • an der polyamourösen Beziehung mehr Männer oder Frauen beteiligt sind
  • die an der Liebesbeziehung beteiligten Personen zusammen oder getrennt wohnen
  • zwischen allen Beteiligten der polyamoren Partnerschaft ein sexuelles Verhältnis besteht

Ebenso kann es Unterschiede bei den bisherigen Polyamorie-Erfahrungen der einzelnen Beziehungspartner geben.

Polyamorie setzt feste Beziehungen voraus

Obgleich Polyamorie in der wörtlichen Übersetzung „Mehrfachliebe“ bedeutet, ist damit nicht die aus der Hippie-Zeit bekannte freie Liebe gemeint. Stattdessen zeichnet sich diese Art der Partnerschaft durch feste Beziehungen zwischen mehreren Personen aus.

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Kritiker behaupten, die Polyamorie-Ursachen lägen in einer Bindungsangst der Beteiligten. Allerdings missverstehen sie dabei das Beziehungskonzept.

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Zwar geht es bei einer polyamourösen Partnerschaft darum, sich mehrfach zu verlieben. Jedoch wird ein Partner dabei nicht gegen einen anderen ausgetauscht. Daraus folgt, dass die beteiligten Personen in einer Polyamorie-Beziehung feste und langfristige Bindungen mit mehr als einem Menschen eingehen.

Jeder, der an dieser polyamourösen Partnerschaft teilnimmt, ist allen anderen gleichgestellt. Um die Bedürfnisse aller zu befriedigen, erfordert die Beziehung daher viel Kommunikation und Kompromissbereitschaft.

Welche Vorteile bringt die polyamore Beziehung?

Gestalten Liebespartner ihre Beziehung als Polyamorie, erlauben sie sich, mehrere Personen gleichzeitig zu lieben. Daraus folgt automatisch, dass polyamourös lebende Menschen einen großen Kreis an engen Bezugspersonen besitzen.

Gleichzeitig erleichtern Liebesbeziehungen mit mehreren Partnern die Befriedigung verschiedener Bedürfnisse – emotional sowie sexuell. Durch die individuell unterschiedlichen Vorlieben beim Liebesspiel ergibt sich für alle Beteiligten die Chance, viele Sexpraktiken auszuprobieren.

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Laut einer 2020 veröffentlichten Studie ist nur ein Drittel der polyamourös lebenden Personen heterosexuell. Dagegen gaben mehr als 50 Prozent der Befragten an, entweder bi- oder pansexuell zu sein.

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Für Personen, die sich sexuell zu beiden Geschlechtern hingezogen fühlen, kann die Polyamorie daher eine Alternative zur klassischen Paarbeziehung darstellen.

Gibt es Nachteile bei der Polyamorie?

In einer polyamourösen Beziehung stellt mehr als ein Partner emotionale Ansprüche. Im ungünstigen Fall entstehen dadurch Stress und Konflikte innerhalb der Mehrfachpartnerschaft. Zudem schließt die offen ausgelebte Liebe zu mehreren Personen Eifersuchtsszenarien nicht aus.

Im Vergleich zu einer klassischen Paarbeziehung geht die Polyamorie aufgrund der beteiligten Personen mit mehr Beziehungsarbeit einher.

Um zu verhindern, dass sich einer der Liebespartner unsicher oder zurückgesetzt fühlt, investieren alle viel Zeit und Geduld in die Partnerschaft. Fehlt diese Zeitinvestition, bleiben polyamouröse Beziehungen oft oberflächlich oder beschränken sich auf reine Sexbeziehungen.

Ebenso kommt es vor, dass die Vorliebe zur Polyamorie das Dating erschwert. Ohne die eigenen Wünsche offen zu kommunizieren, fällt es schwer, Gleichgesinnte zu finden. Sprechen Menschen die Polyamorie beim Date an, passiert es, dass das Gegenüber unsicher oder ablehnend reagiert.

Von Nachteil, jedoch weniger relevant bei einer Polyamorie-Beziehung sind Unverständnis und Kritik seitens des Umfelds.

Fazit

Die Polyamorie bezeichnet eine polygame Beziehungsform, bei der mehrere Personen miteinander eine Liebesbeziehung führen. Die Freiheit, sich mehrfach zu verlieben und einen großen Kreis an Bezugspersonen aufzubauen, gehört zu den Vorteilen einer polyamourösen Lebensweise. Allerdings birgt die Mehrfachbeziehung im Vergleich zur klassischen Paarbeziehung oft mehr Konfliktpotenzial.

 

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Verfasst von Hajo Simons