Banken und andere Finanzdienstleister sind dafür bekannt, Kundengelder nicht nur zu verwalten, sondern auch in verschiedene Finanzinstrumente zu investieren bzw. damit zu handeln. Doch wussten Sie, dass Banken auch mit eigenem Kapital handeln?
In diesem Artikel werden wir die Mechanismen, die Vorteile und die damit verbundenen Risiken des sogenannten Eigenhandels erörtern und in diesem Zusammenhang auch die regulatorischen Entwicklungen und Auswirkungen auf die Finanzmärkte beleuchten.
Was ist Eigenhandel?
Eigenhandel – in der Fachsprache „Proprietärer Handel“ oder einfach „Prop Trading“ genannt – ist eine Finanzpraxis, bei der sich eine Bank oder ein Unternehmen mit eigenem Kapital am Handel mit verschiedenen Finanzinstrumenten beteiligt. Dies steht im Gegensatz zur Verwendung von Kundengeldern, so dass das Institut den gesamten Gewinn aus einem Handel für sich verbucht – nicht nur die Provisionsgebühren, die es durch die Ausführung von Kundengeschäften verdient. Dadurch unterscheidet sich der Eigenhandel von den herkömmlichen Finanzmaklertätigkeiten.
„Eigenhandel ist im Grund nicht schwer zu verstehen“, betonen auch Experten. In Schulungen und diversen Publikationen etwa zeigt Lukas Ritter, wie Prop Trading funktioniert, erstellt eine genaue Definition dieses Genres und gibt Tipps zum Prop Trading.
Einer der Hauptgründe, warum sich Firmen am Eigenhandel beteiligen, ist das Streben nach höheren Gewinnen. Finanzinstitute haben i. d. R. einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Akteuren auf dem Markt. Dieser lässt sich aus verschiedenen Faktoren ableiten – z. B. dem Zugang zu privilegierten Marktinformationen und dem Einsatz fortschrittlicher Modellierungs- und Handelssoftware. Diese Vorteile ermöglichen es ihnen, profitable Handelsmöglichkeiten zu identifizieren, die für den durchschnittlichen Anleger kaum erkennbar sind.
Für den Eigenhandel nutzen die Händler verschiedene Finanzinstrumente – u. a. Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Währungen. Finanzinstitute und Geschäftsbanken, die sich im Eigenhandel engagieren, tun dies in der Erwartung höherer Renditen als bei traditionellen Anlageansätzen wie Indexinvestitionen oder der Steigerung von Anleiherenditen. All dies ist auf die Wettbewerbsvorteile zurückzuführen, die diese Unternehmen auf den Finanzmärkten haben.
Wie funktioniert der Eigenhandel?
Wie bereits erläutert, handelt es sich bei Eigenhandelsunternehmen, die diese Handelsstrategie anwenden, um spezialisierte Finanzinstitute, die ihr eigenes Kapital zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren einsetzen. Diese Unternehmen verfügen über ein Team professioneller Händlern, deren Aufgabe es ist, die Marktdynamik kontinuierlich zu analysieren und zu interpretieren, um aus den sich ändernden Bedingungen – im wahrsten Wortsinn – Kapital zu schlagen.
Das Hauptziel beim Prop Trading besteht darin, durch Ausnutzung von Preisdiskrepanzen innerhalb unterschiedlicher Märkte oder Anlageklassen beständig Gewinne zu erzielen. Damit dieser Ansatz erfolgreich sein kann, sind umfassende Marktanalysen und die Fähigkeit zur Vorhersage von Marktbewegungen erforderlich, die es diesen Unternehmen ermöglichen, Chancen zu nutzen, die andere möglicherweise übersehen.
Viele Prop Trading-Unternehmen sind sogar noch stärker spezialisiert und konzentrieren sich auf bestimmte Finanzbereiche wie Devisen (Forex), Rohstoffe oder Aktien. Dadurch können sie ihre Expertise nutzen und Strategien für maximale Rentabilität entwickeln.
Händler setzen eine Reihe von Strategien ein – z. B. die technische Analyse, den algorithmischen Handel und die Fundamentalanalyse. Mit diesen Strategien versuchen sie, Handelschancen für das Prop-Trading zu erkennen. Weitere spezifischere Strategien, die Prop Trader einsetzen, sind Fusionsarbitrage, Indexarbitrage, globaler Makrohandel und Volatilitätsarbitrage, um die Erträge zu optimieren. Sobald diese Gelegenheiten identifiziert sind, sendet das Unternehmen Aufträge an die entsprechenden Börsen oder Makler, um die gewünschten Geschäfte auszuführen.
Obwohl der Prop-Trading-Handel als risikoreich gilt, ist er für Geschäfts- und Investmentbanken häufig eines der profitabelsten Geschäfte. Im Zuge der Finanzkrise von 2008 wurden Prop-Trading-Firmen und Hedge-Fonds verstärkt unter die Lupe genommen, da man davon ausging, dass sie eine Rolle bei der Verursachung der Krise spielten.
Diese Bedenken führten zur Einführung der sogenannten Volcker-Regel, die strenge Beschränkungen für den Eigenhandel vorschreibt, um die Geschäftstätigkeit entsprechend zu regulieren. Die Notwendigkeit dieser Regel wird durch den Interessenkonflikt zwischen dem Eigenhandel der Unternehmen und ihren Verpflichtungen gegenüber den Kunden deutlich.
Vorteile & Risiken des Prop Trading
Es gibt eine ganze Reihe von Vorteilen, die Prop Trading für Finanzinstitute und Geschäftsbanken bietet. Der offensichtlichste und potenziell größte Vorteil ist die Chance auf deutlich höhere Gewinne. Unternehmen, die beim Prop Trading mit ihrem eigenen Kapital handeln, verbuchen 100 % der aus ihren Investitionen erzielten Gewinne für sich – nicht nur eine Provisionsgebühr wie bei Geschäften für Kunden. Allerdings sind hier auch entsprechend größere Verluste möglich.
Ein weiterer wichtiger Vorteil ist die Fähigkeit, durch Prop Trading einen Wertpapierbestand aufzubauen. Ein solcher Bestand hat vor allem zwei Vorteile: Er wertet das Angebot des Unternehmens auf und verschafft er den Instituten Stabilität und Sicherheit unter schwierigen Marktbedingungen. Dies ist besonders wichtig in Zeiten des Marktabschwungs oder der Illiquidität, wenn der Erwerb oder die Liquidierung von Wertpapieren auf dem offenen Markt immer schwieriger wird.
Viele Banken, die Eigenhandel betreiben, entwickeln die eingesetzten Handelsplattformen intern, sodass diese auf die Nutzung durch die eigenen Händler des Unternehmens beschränkt bleiben. Dieses Eigentum an proprietärer Software bietet diesen Firmen erhebliche Vorteile. Sie heben sich dadurch von den Händlern ab, die keinen Zugang zu spezialisierten Tools und Technologien haben.
Fazit
Warum sollten Banken nicht ihre Marktstellung und die entsprechenden Möglichkeiten nutzen, die sich ihnen bieten – zum Beispiel um höhere Gewinne durch den Handel mit eigenem Kapital zu generieren? Mit Prop Trading wird genau dieser Gedanke in die Realität umgesetzt. Allerdings lauern hier auch Gefahren, denn schließlich gehen alle Verluste auf´s Eigenkapital und nicht auf das des Kunden!