Für eine Einkaufstour aus dem Haus gehen – das war gestern. Heute reicht ein Klick und die gewünschten Waren kommen ein paar Tage später mit der Post. Das Shoppen im Internet geht schnell, ist flexibel und bequem. Dem gegenüber steht die Kehrseite des Online-Handels. Nachteile häufen sich, hauptsächlich für die Umwelt. Dieser Ratgeber zeigt Dir, welche es sind und ob es Lösungsansätze gibt.
Umweltbelastung durch Verpackung und Versand
Eine Kehrseite des Online-Handels fällt beim Blick in den Abfalleimer auf. Es entsteht jede Menge Verpackungsmüll – und zwar in zahlreichen Haushalten. Schließlich kaufen rund 83 Prozent der Deutschen online ein.
Die Bestellungen kommen überwiegend in Kartons aus Wellpappe an. Diese herzustellen, zieht die Umwelt stark in Mitleidenschaft. Schließlich erfordert die Papierherstellung hohe Mengen an Energie und Ressourcen.
In den Versandkartons befindet sich hauptsächlich eines: Luft. Größtenteils sind sie nur zu zwanzig bis maximal fünfzig Prozent gefüllt. Warum? Standardkartons in enormen Mengen zu kaufen, ist für Online-Händler günstiger, als sie in verschiedenen Größen und in geringer Stückzahl zu ordern.
Mehr Sinn ergibt es jedoch, an anderer Stelle zu sparen. Dabei helfen Logistik-Beratungsunternehmen.
Die einzelnen Waren im Karton besitzen zum Schutz vor Schmutz und Feuchtigkeit oft eine zusätzliche Plastikverpackung. Diese landet nach dem Auspacken im Müll. 2018 kamen dadurch in Deutschland rund 830.000 Tonnen Verpackungsmaterial zustande, das sich einsparen ließe.
Ein weiterer Nachteil: der CO2-Ausstoß beim Versand. Die Deutsche Post errechnete, dass durch den Transport vom Händlerlager bis zur Haustür durchschnittlich 500 Gramm Kohlendioxid anfallen. Das gilt jedoch nur, wenn die Haustürzustellung gleich beim ersten Versuch klappt.
Rücksendungen und Ressourcenverschwendung
Geht ein Paket an den Händler zurück, drohen zusätzliche Konsequenzen für die Umwelt. Dazu gehören unnötige Fahrtwege und Abgase beim Transport.
Bei den Retouren sind die Deutschen Europameister. 2023 schickten sie allein im Modehandel 87 Millionen Pakete zurück. Forscher der Universität Bamberg beziffern die Rücksendungen insgesamt pro Jahr auf rund 290 Millionen.
Was wenige wissen: Kommen die Retouren wieder beim Händler an, landen viele von ihnen im Müll. Das gilt insbesondere für günstige Produkte, deren Wiederaufbereitung sich finanziell nicht lohnt. 2018 betraf das knapp zwanzig Millionen Artikel.
Um diese Verschwendung zu stoppen, trat im Oktober 2020 das Kreislaufwirtschaftsgesetz in Kraft. Allerdings fanden Journalisten ein Jahr später heraus: Die Retouren-Vernichtung geht bei vielen Herstellern weiter.
Arbeitsbedingungen in Logistik und Lager
Der stetig boomende Online-Handel belastet neben der Umwelt auch Menschen – vornehmlich jene, die in der Logistik und im Warenlager arbeiten. Bereits 2013 führten die schlechten Arbeitsbedingungen zu negativen Schlagzeilen in der Presse:
- Das Personal in Lager und Logistik arbeitet in monotoner Schichtarbeit mit nur wenigen Pausen.
- Die Bezahlung ist unzureichend.
- Mitarbeiter wohnen in unzureichenden Unterkünften, in denen es an Hygiene mangelt.
- Sie nehmen lange Nachtfahrten zur Arbeit in Kauf.
Große Online-Händler gingen gegen die Missstände vor, etwa durch die Gründung von Betriebsräten.
Trotz verbesserter Arbeitsbedingungen kann die Arbeit in der Logistikbranche anstrengend sein, sofern die technische Unterstützung fehlt. Das liegt hauptsächlich an den körperlichen Anforderungen: dem langen Stehen und dem Heben schwerer Lasten.
Verdrängung des stationären Einzelhandels
Eine weitere Kehrseite des Online-Handels betrifft die deutschen Innenstädte. Diese „veröden“, wenn zahlreiche Einzelhändler aufgrund der Internet-Konkurrenz schließen.
Dabei machen sich viele von ihnen E-Commerce zunutze. Sie verkaufen ihre Waren online und bieten dafür sichere Zahlungsmöglichkeiten an.
Eine erfreuliche Nachricht für den stationären Einzelhandel: Nur 38 von hundert Menschen in Deutschland shoppen die meisten ihrer Einkäufe lieber online. Das ergab die repräsentative Umfrage „Shopping Pulse“. 23 Prozent der Befragten kaufen bevorzugt im Geschäft.
Eine Studie des Kölner Handelsforschungsinstituts IFH vom Januar 2025 macht ebenfalls Hoffnung. Laut ihr zieht es 61 Prozent der Innenstandbesucher zum Einkaufen in die Stadt.
Qualität vs. Schnellverfügbarkeit
Wer online einkauft, erhält das Gewünschte oft in Windeseile und zu günstigen Preisen. Allerdings droht beim Auspacken eine böse Überraschung. Bei einigen Produkten mangelt es an Qualität und Langlebigkeit. Das gilt hauptsächlich für die Waren von Billig-Anbietern aus Fernost.
Laut der Verbraucherzentrale Niedersachsen beklagen Käufer bei diesen:
- wenig hochwertige Materialien,
- schlechte oder fehlerhafte Verarbeitung,
- zu kleine Größen (insbesondere bei Kleidung).
Ebenso kommt es vor, dass falsche Produkte zu Hause ankommen. Statt des ersehnten Keramikmessers liegt eine Sonnenbrille im Karton.
Diese zurückzusenden, funktioniert meist nur auf eigene Kosten – und das geht ins Geld. Wer ein Päckchen bis fünf Kilogramm versichert nach China senden möchte, bezahlt dafür bis zu 44 Euro.
Internationale Lieferketten
Apropos Waren aus Fernost: Auch die internationalen Lieferketten beim Online-Handel verursachen Probleme. Einerseits sind sie störanfällig, durch:
- extreme Wetterereignisse,
- politische oder gesellschaftliche Unruhen oder
- durch Angriffe von Cyberkriminellen.
Andererseits fehlt die Transparenz. Das erschwert es, Rohstoffe oder Produkte zurückzuverfolgen. Eine Garantie, dass bei deren Beschaffung und Verarbeitung ethische Standards eingehalten werden, gibt es nicht.
Lösungsansätze und nachhaltige Alternativen
Beim Blick auf die Kehrseiten des Online-Handels vergeht die Lust, im Internet zu shoppen. Dabei gibt es mehrere Lösungsansätze.
Eine Idee ist das umweltbewusste Einkaufen im Netz. Dafür empfiehlt das Umweltbundesamt:
- nachhaltige Produkte zu bevorzugen,
- genug Zeit für die Produktauswahl einzuplanen, um Retouren zu vermeiden,
- Waren gebündelt bei einem Online-Händler zu bestellen
Einige Online-Händler bieten inzwischen den Versand in umweltfreundlichen Verpackungen ohne Zusatzverpackungen an.
Als nachhaltige Pendants zum klassischen Online-Handel kommen Secondhand-Anbieter im Internet infrage. Diese bieten gebrauchte Waren an, was den Ressourcenverbrauch reduziert.
Fazit
Die Belastung von Mensch und Umwelt ist die Kehrseite des Online-Handels. Wer im Internet bestellt, nimmt eine Menge Verpackungsabfälle sowie unnötig Lärm und Abgase durch den Versand in Kauf. Eine mögliche Lösung: beim Einkauf online gezielt auf nachhaltige Verpackungen und den umweltbewussten Umgang mit Retouren achten.